Habt ihr schon einmal eine ganze Nacht damit verbracht, vollkommen unbeschwert im Web zu surfen, verschiedene Blogs zu lesen, und seid dabei von einer Ecke in eine ganz andere des Internets gelangt? So ging es mir gestern Nacht und dabei ist mir aufgefallen, wie sehr sich das Internet doch verändert hat. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Jahrgang bin, der noch gänzlich ohne Computer, Internet und Handy aufgewachsen ist. In meiner Kindheit fing all das gerade erst an, in meiner Jugend habe ich den schnellen Wandel noch miterlebt.
Jetzt, sehr viele Jahre später, erlebe ich wieder einen Wandel und der verwirrt mich. Denn wo es einst immer schneller und schneller voranging, geht es jetzt immer und immer schneller zurück. Umgekehrte Trends werden sichtbar. Weit weg von einer Zukunft, befinden wir uns gerade in einer Zeit, in der im Internet immer mehr so umgesetzt wird, wie es damals schon der Fall war. Alte Techniken werden auf einmal neu entdeckt, neue Techniken spielen plötzlich keine allzu große Rolle mehr oder sorgen dafür, dass alte Technik mit einmal mal deutlich effizienter und interessanter wird.
Was genau ich damit meine, werde ich euch anhand einiger Punkte aufzeigen. Seit gespannt und lasst euch ein auf eine Zeitreise, um mit mir die umgekehrten Trends der Neuzeit zu erkunden. Los gehts! Zurück in die 90er.
Comeback der WYSIWYG-Editoren
Etwas, dass ich schon seit geraumer Zeit beobachte, ist das Comeback der WYSIWYG-Editoren. Ihr wisst schon, damals gab es Programme wie Dreamweaver oder NetObjects Fusion, die es erlaubten Websites quasi wie in Photoshop zusammenzubauen. Objekte wurden hin- und hergezogen, Texte einfach eingefügt wie in Word, Bilder kamen per Drag n‘ Drop und vieles mehr. Anschließend generierte der Editor dann eine Website daraus. Mit schrecklichem Code und alles andere als optimiert, versteht sich. Es waren schließlich die 90er Jahre.
Derartige Editoren kommen immer mehr zurück. Egal ob in Form von Homepage Baukästen oder als Offline-Tools. Auch Page Builder für WordPress sind am Ende nichts anderes. Sie alle erlauben es uns Objekte oder vorgefertigte Bausteine zusammenzuklicken, um daraus eine fertige Website zu generieren. Je simpler das vonstattengeht, desto besser.
Anders als damals ist der Code, den diese Tools produzieren, mittlerweile aber durchaus brauchbar und gar nicht mehr so verschachtelt oder kaputt wie es damals häufig der Fall war. Was früher aufgrund der Technik also schlichtweg nicht möglich war, funktioniert jetzt relativ gut, sauber und somit auch produktiv einsetzbar. Das führt dazu, dass es wieder vermehrt WYSIWYG-Editoren gibt, die sich großer Beliebtheit erfreuen.
Persönliche Websites statt Social Media
Persönliche Websites sind auch so ein Trend der Neuzeit. Wo es früher normal war, eine kleine Website aufzubauen, mit eigener E-Mail Adresse und einer Vorstellung oder persönlichen Anekdoten, verschwand dieses Vorgehen immer mehr. Die meisten Webworker verwendeten einfach Online Services, Social Media Accounts, oder sie verzichteten sogar komplett darauf. Alles war einfacher als eine eigene Website zu pflegen.
Heute sieht die Sache wieder anders aus. Im Zuge von Privatsphäre und Datenschutz, haben immer mehr Menschen ein echtes Interesse daran, ihre Daten selbstständig zu verwalten. Personalisierte E-Mail Adressen kommen zurück, persönliche Websites und Vcards erfreuen sich neuer Beliebtheit. Immer mehr kehren Social Media ganz bewusst den Rücken zu und verzichten somit auf Facebook, Instagram und Co, die mit ihren Algorithmen viel zu viel aussortieren, bestimmen und eine Blase erzeugen, in der viele nicht mehr leben möchten.
Dieser umgekehrte Trend geht wohl auch mit den Websitebaukästen und den WYSIWYG-Editoren einher. Da dieses mittlerweile wirklich brauchbar sind und sich somit jeder kostenlos oder für kleines Geld eine Website bauen kann, nutzen dies eben immer mehr Menschen. Was früher kompliziert war, ist jetzt einfach.
Server-Side Rendering ist zurück
Doch Websites sind nicht nur für jeden nutzbar geworden, sie verändern auch ihre Technik. Früher war so gut wie alles Server-Side. Dann wollte man allgemein davon weg und versuchte, so viel wie nur irgendwie möglich Client-Side zu berechnen. Statt dem Server die Arbeit zu überlassen, sollte nun alles im Browser bzw. auf dem Computer des jeweiligen Nutzers geschehen.
Heute dreht sich dieser Trend wieder stark. Dank effizienter Techniken wie Preloading, HTTP/2 und mehr, werden viele Projekte wieder Server-Side aufgebaut. Server sind heutzutage auch deutlich leistungsfähiger als damals, können also vieles übernehmen, was früher noch unmöglich erschien. Außerdem sind sie vollständig skalierbar, da bei großen Projekten auch immer mehr Instanzen hinzugeschaltet werden können.
Da Server-Side Rendering einen größeren Spielraum erlaubt und weit mehr Möglichkeiten bietet, als es beim Client-Side Rendering der Fall ist, geht der Trend, jetzt wo die Server und Infrastrukturen entsprechend stark geworden sind, dorthin zurück. Mehr zu den Unterschieden und was Server-Side und Client-Side genau bedeutet, verraten wir euch in unserem Artikel „Server-Side vs. Client-Side: Was es bedeutet und wie es genutzt wird“ dazu.
Statische Werbung und spendenfinanzierte Projekte
Wenn Websites monetarisiert werden sollen, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten. Entweder Restplatzvermarktung im Sinne von Google AdSense, oder Direktvermarktung mit einem Vermarkter und entsprechend starken TKPs. Problem dabei ist nur, dass Vermarkter wählerisch geworden sind und nur sehr große Website aufnehmen. Außerdem ist AdSense über die Jahre eher schlechter, sowie ein Problem im Zuge der DSGVO und den Cookies geworden.
Aktuell geht es auch hier deshalb wieder zurück zu den Anfängen. Firmen suchen sich immer mehr gezielt Websites aus, um dort ganz direkt zu werben. Ohne Mittelsmann oder Provision dazwischen. Websitebetreiber integrieren dann oft ein statisches Banner, also ein Bild mit Link, was von AdBlockern nicht erfasst wird, die Ladezeit nicht beeinflusst und meist auch niemanden stört. So bleibt die Werbung sichtbar, selbst mit AdBlocker, und wird noch dazu sehr gezielt platziert. Fair für alle Seiten. Selbst für die Nutzer, da hier keine externen Datenkraken zum Einsatz kommen.
Eine Alternative ist der komplette Verzicht auf Werbung. Auch das kommt wieder häufiger vor, da sich kleine Communitys bilden. Große Websites sind oft gar nicht mehr das Ziel, es geht nun vermehrt darum echte Leser zu binden. Die spenden dann gerne auch via Patreon oder PayPal, unterstützen das Projekt somit ganz direkt. So wie es früher schon funktionierte, bevor die große Masse kam.
Podcasts feiern große Erfolge
Wo wir gerade bei kleinen Communitys sind. Podcasts feiern auch ihr großes Comeback. Wo sie früher oft noch belächelt wurden und sich nicht vermarkten oder monetarisieren ließen, deshalb wirklich immer nur ein Hobby waren, ist das heute ganz anders. Gamespodcast.de zum Beispiel, von Andre Peschke und Jochen Gebauer, nimmt über 25.000 Euro im Monat über Patreon und Steady ein. Längst kein Einzelfall mehr, aber sehr wohl ein Beispiel dafür, wie zwei Persönlichkeiten es schaffen können, aus einem Podcast ein Business zu formen.
Das geht aber erst seit Kurzem. Waren Podcasts in den Anfangszeiten des Internets nämlich noch ganz normal (auch weil die Bandbreite für Videos fehlte), verschob sich dann alles in Richtung Youtube und Bewegtbild. Jetzt sind Podcasts wieder in aller Munde und feiern so langsam finanzielle Erfolge. Auch wenn der Werbemarkt hier immer noch sehr zögerlich reagiert, die Fans lieben ihre Podcasts und finanzieren diese bereitwillig via Crowdfunding.
Jeder Trend kommt irgendwann zurück
All diese Trends der vergangenen Jahrzehnte, die stets wieder zurückgekommen sind, verdeutlichen im Grunde nur, dass alles irgendwann wieder sein Comeback feiert. Alles kommt irgendwann zurück. Egal ob es nun Flat Design ist, welches ein eigentlich längst vergessenes Webdesign wiederbelebt, oder die WYSIWYG-Editoren, die Websites nun wieder für jedermann zulassen. Alles scheint mit moderner Technik wiederbelebt zu werden und so eine neue Chance zu erhalten, sich noch einmal zu beweisen. Mal gelingt dies, mal eher weniger.
Als Webworker müsst ihr euch also vor allem eines fragen: Solltet ihr wirklich nur auf moderne Trends und Techniken setzen oder vielleicht auch mal drei Schritte zurückgehen? Es muss doch nicht immer alles neu entwickelt und erdacht werden. Manchmal sind die alten Dinge viel besser als die neuen und das Rad jedes Mal anders zu bauen, führt auch nicht zwangsläufig zum Erfolg. Oft werden die Sachen dadurch nur komplexer, was weitere Probleme mit sich bringt.
Selbst alte Trends können also ziemlich aktuell sein. Selbst das, was vor zehn Jahren modern war, kann heute noch funktionieren. Und manchmal, aber nur manchmal, funktioniert das Alte eben auch heute noch deutlich besser als all das, was die Jahre danach brachten.
by A-DIGITAL one
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